8. Praktisches Beispiel
 

 

8.2 Filmen für das Internet

 

Es empfiehlt sich, wenn möglich, zum Drehen eine DV-Kamera zu benutzen, die Bild und Ton schon in digitaler Form speichert. Anderenfalls müsste das analoge Material erst in Bits und Bytes umgewandelt werden, was man entweder über einen zusätzlichen digitalen Rekorder oder über einen PC mit entsprechendem analogem Eingang, wie z.B. einer TV-Karte, erreichen könnte. Einfacher und eleganter ist hingegen die Methode, die Daten über eine FireWire Karte und die Digitalkamera auf den PC zu überspielen.

 

Ruhige, nicht verwackelte Bilder sind beim Dreh für das Web besonders wichtig, um später Probleme beim Encodieren zu vermeiden. Daher benutzte ich ein Stativ für die Aufnahmen.

 

Die Schärfe beim Camcorder sollte von Hand eingestellt werden. Gerade bei schwachen Kontrasten, Gegenlicht oder wenn das Bildmotiv nicht mittig ist, hat die Automatik Probleme, die ideale Einstellung zu finden. Dann kann es zu ständigen Justierungen der Scharfeinstellung kommen, was nicht erwünscht ist. Mit der manuellen Anwendung lassen sich verschiedene Bereiche des Bildes, wie Hintergrund oder Vordergrund, gesondert scharf stellen. Diese Technik kann auch als eigenes Stilmittel eingesetzt werden.

 

Der Weißabgleich sollte bei keinem Dreh fehlen. Daher ist bei modernen Camcordern meistens ein automatischer Weißabgleich eingebaut. Dabei sollte man dennoch nicht vergessen, vor den Aufnahmen der Kamera ein paar Sekunden für den Weißabgleich zuzugestehen. Das Ergebnis kann dann im Display kontrolliert werden. Wer dabei ganz sicher gehen will,dass ein optimaler Weißabgleich erreicht ist, kann einen manuellen Weißabgleich durchführen. Hierzu hält man am Drehort ein weißes Blatt Papier für etwa zehn Sekunden vor die laufende Kamera.1

 

Ständiges Zoomen und starke Schwenks der Kamera solltenbei einer Webpräsentation vermieden werden. Dadurch, dass das Materialstark komprimiert werden muss, schlägt sich jede Bewegung im Bild in einer größeren Datenmenge nieder, was zur Folge hat, dass nur schnelle Internetverbindungen wie DSL den Film ohne Unterbrechungen präsentieren können. Für weniger schnelle Verbindungen muss der Film noch stärker komprimiert werden, was sich unter anderem durch sehr pixelige Bilder bemerkbar macht.

 

Eine ruhige Kamera ist also beim Dreh für das Internet unerlässlich. Die Kompression funktioniert so, dass nur die Veränderungen von Bild zu Bild statt aller Einzelbilder gespeichert werden. Ab und zu wird ein Vollbild gespeichert, das sogenannte Keyframe. Sollennun schnelle Bewegungen gefilmtwerden, benötigt man zusätzliche Keyframes . Nicht nur das Motiv kann sich bewegen, sondern auch die Kamera kann wackeln, schwenken und zoomen, was zu neuen Keyframes führt und die Datenmenge anwachsen lässt. Da in einem Videostream die Bandbreite begrenzt ist, lassen sich die vielen Daten nur schwer unterbringen. So wird dann in der Bildqualität eingespart.

 

Gedeckte Töne und Erdfarben werden besser wiedergegeben als ein helles Weiß, Blau oder Gelb. Eine gute Ausleuchtung ist daher unerlässlich. Bei schwacher Beleuchtung entsteht oftein Rauschen, welches eine unerwünschte Bewegung im Bild bedeutet, auch „Schnee“ genannt. 2 Um die Bilder nicht statisch wirken zu lassen, habe ich darauf geachtet, sich bewegende Personen zu filmen.

 

Das Video sollte in möglichst hoher Qualität aufgenommen werden. Tauchen jetzt schon Fehler im Bild wie zum Beispiel Rauschen auf, werden diese beim späteren Encodieren noch verstärkt. Wenn man zu Beginn schon zu sehr komprimiert, leidet also die Qualität beim fertigen Stream.

 

Bei meinen Filmen arbeitete ich ausschließlich mit Außenaufnahmen und war somit vom Sonnenlicht abhängig. Um unterschiedliche Stimmungen einzufangen und die Videos interessanter zu gestalten, habe ich dennoch auch bei weniger optimalem Licht gefilmt, so zum Beispiel bei bedecktem Himmel oderam Abend. Der Qualitätsverlust bei diesen Sequenzen ist meiner Meinungnach gering und somitakzeptabel.

 

Der Sound erfordert bei der Bearbeitung zusätzliche Sorgfalt. Die verfügbare Bandbreite zur Übertragung wird von Bild und Ton gemeinsam genutzt, wobei der Hauptanteil dem Bild zusteht. So muss der Ton beispielsweise für einen 56-Kbit-Modem-Stream von Stereo auf Mono reduziert werden und mit relativ geringem Frequenzumfang auskommen, was voraussetzt, dass schonder Originalton sehr sauber ist, um später im Stream noch eine zufrieden stellende Qualität zu erreichen.3 Deshalb habe ich bei den Filmen auf eine originale Geräuschkulisse vom Drehort verzichtet. Die Musik halte ich hier für ausdrucksvoller.


1: vgl. Auer, Riedl: Sie führen Regie, Chip Workshop 05/2003, Seite 29

2: Ebenda

3: Ebenda

 

 

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